An dieser Stelle hatten wir 2022 bereits die Gelegenheit, unseren Arbeitskreis (AK), die „Junge Schmerzgesellschaft“, unsere Projekte und unser Leitbild innerhalb der Deutschen Schmerzgesellschaft e. V. vorzustellen (Schmerz 2022, Ausgabe 36; https://doi.org/10.1007/s00482-022-00668-4). Heute möchten wir einerseits zurückblicken auf all das, was wir bisher erreichen und umsetzen konnten. Andererseits möchten wir aber auch auf den aktuellen Stand schauen und einen Blick in die Zukunft wagen, geplante Aktivitäten und unsere nächsten Ziele skizzieren (Infobox). Unser Ziel ist es insbesondere, Schmerzinteressierte zu Beginn ihrer Laufbahn in Klinik und Forschung anzusprechen.

FormalPara Infobox Ziele Junge Schmerzgesellschaft
  • Vernetzung der jungen Generation

  • Förderung der wissenschaftlichen und klinischen Entwicklung

  • Stärkung der interdisziplinären Perspektive auf den Schmerz

  • Stärkung und Verbesserung der Interprofessionalität im stationären und im ambulanten Sektor in der Patienten- und Patientinnenversorgung

  • Entwicklung und Einbringen eigener Ideen im Bereich Forschung und Versorgung

  • Enge Verknüpfung von Grundlagen-, klinischer und Versorgungsforschung

  • Mitgestaltung der Arbeit in der Deutschen Schmerzgesellschaft e. V.

Vernetzung der jungen Generation

Zu unseren Kernaufgaben gehört die Vernetzung der jungen Generation durch Ausbau und Stärkung bestehender Strukturen sowohl innerhalb des AK Junge Schmerzgesellschaft der Deutschen Schmerzgesellschaft e. V. als auch außerhalb, z. B. auf Kongressen, im klinischen Bereich bzw. im „allgemeinen“ schmerztherapeutischen Setting. Untereinander leben wir Vernetzung durch regelmäßige Treffen aller aktiven Mitglieder des AK in der „Kerngruppe“ und in den verschiedenen Kleingruppen (vgl. Abb. 1). Dabei tauschen wir uns nicht nur projektbezogen aus, sondern diskutieren auch über soziale, berufspolitische oder persönliche, den (Arbeits‑)Alltag betreffende Belange. Schmerzinteressierten Menschen zu Beginn ihrer Laufbahn möchten wir Anschluss und Orientierung bieten.

Abb. 1
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Organisation in Kleingruppen und Kerngruppe im Arbeitskreis Junge Schmerzgesellschaft

Über die Grenzen des AK hinweg gelingt uns die Vernetzung mit Mitgliedern der Deutschen Schmerzgesellschaft e. V. durch Etablierung gemeinsamer Projekte und Veranstaltungen oder auch durch die Mitarbeit in den Ad-hoc-Kommissionen der Deutschen Schmerzgesellschaft e. V. Der generationsübergreifende Dialog ist uns ein wichtiges Anliegen. Kürzere Beiträge über die Aktivitäten des AK in Der Schmerz und in dieser Sonderausgabe steigern unsere Sichtbarkeit nach außen. Durch Kontakt und Austausch mit anderen Fachgesellschaften – auch international – bauen wir unser Netzwerk stetig weiter aus.

Zu den Kernaufgaben gehört die Vernetzung der jungen Generation durch Entwicklung neuer und Ausbau bestehender Strukturen

Unsere Vision ist es, den bestehenden Austausch und die bereits gebauten Brücken zu erhalten und weiter zu intensivieren, um dadurch Netzwerke zukünftig und nachhaltig über Generations‑, Fach- und Professionsgrenzen hinaus zu festigen und auszubauen.

Förderung der wissenschaftlichen und klinischen Entwicklung der jungen Generation

Ein weiterer Schwerpunkt unserer Arbeit ist die Förderung der wissenschaftlichen und klinischen Entwicklung der jungen Generation. Hierzu etablierten wir beispielsweise vor zwei Jahren ein Mentoring-Programm. Sowohl für den wissenschaftlich als auch für den klinisch interessierten Nachwuchs bietet es ein 1:1-Mentoring zwischen Mentor:in und Mentee sowie ein begleitendes Rahmenprogramm zur Förderung persönlicher Kompetenzen und des Austauschs auch über Fachgrenzen hinaus. Diese Förderung verschiedenster Karrierewege und -schwerpunkte, egal, ob eine akademische Karriere, die klinisch-praktische Weiterbildung oder auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Mittelpunkt steht, ist im Schmerzbereich dabei einzigartig.

Der interdisziplinäre und interprofessionelle Austausch zwischen den Berufsgruppen soll schon früh gefördert werden

Die Winter/Summer Schools, bei deren Programmgestaltung primär die Wünsche der Teilnehmer:innen umgesetzt werden, sind ein Beispiel für eine auf die junge Generation abgestimmte Fortbildungsakademie zur gezielten Förderung ihrer klinischen und wissenschaftlichen Interessen.

Die stetige Zunahme eigener Programmpunkte auf dem Deutschen Schmerzkongress oder das Young-Professionals-Programm Schmerz sind weitere Beispiele unserer Initiative zur Förderung der klinischen und wissenschaftlichen Entwicklung junger Schmerzinteressierter. Wir möchten die Teilnahme an Kongressen und Netzwerktreffen im Themenbereich Schmerz gerade für Menschen am Anfang ihrer Laufbahn interessanter und unkomplizierter gestalten, beispielsweise durch eigene Formate, aber auch (angestrebte) finanzielle Unterstützung.

Als eines unserer Zukunftsprojekte sehen wir den Ausbau niederschwelliger wissenschaftlicher und klinischer Hospitationsmöglichkeiten in unterschiedlichen Bereichen der Schmerzmedizin. Unser Ziel ist es, die bestehende intrinsische Motivation der jungen Generation bestmöglich zu nutzen, zu fördern und durch Zusatzangebote zu unterstützen, auch, um Talente zu halten, um so die Zukunft der Schmerzforschung und Schmerzpatient:innenversorgung langfristig zu gestalten.

Die interdisziplinäre und interprofessionelle Perspektive auf den Schmerz

Eines unserer wichtigsten Prinzipien im AK Junge Schmerzgesellschaft ist die interdisziplinäre und interprofessionelle Zusammenarbeit. In unseren verschiedenen Projekten der Kleingruppen (vgl. Abb. 1) arbeiten Interessierte aus den Bereichen Pflege, Physiotherapie, Medizin, Psychologie und Psychotherapie sowie Naturwissenschaften zusammen und leisten damit einen wertvollen Beitrag für die Projekte, aber auch den Austausch zwischen den Disziplinen und Professionen. Beispiele dafür sind die Winter und Summer School, die nun schon zum zweiten Mal ein vielfältiges Programm unter den Blickwinkeln der verschiedenen Disziplinen gestaltet haben, oder unser Journal Club, der mit Vortragenden aus Grundlagen‑, Therapie- und Versorgungsforschung sehr unterschiedliche Themen der Schmerzforschung aufgreift und angeregten fachlichen Diskurs und regen Austausch ermöglicht. Letzterer findet ca. alle 8 Wochen statt und ist für alle Interessierten offen (siehe Homepage: https://www.schmerzgesellschaft.de/topnavi/forschung-und-foerderung/forschungsfoerderung/journal-club).

Insgesamt versuchen wir, den interdisziplinären und interprofessionellen Austausch schon früh zu stärken, um so langfristig ein gemeinsames Schmerz- und Behandlungsverständnis der verschiedenen Berufsgruppen zu fördern und die Zusammenarbeit zu erleichtern.

Stärkung und Verbesserung der Interprofessionalität in der Versorgung

Ein weiteres wichtiges Ziel unseres AK Junge Schmerzgesellschaft ist die Stärkung und Verbesserung der Interprofessionalität im stationären und im ambulanten Sektor in der Patient:innenversorgung. Unsere Idee dabei ist, dass alle an der Therapie beteiligten Professionen die Behandlungskonzepte als gleichberechtigte Partner:innen und im Austausch miteinander entwickeln. Hinlänglich bekannt ist, dass der frühe Austausch der Disziplinen und Professionen und damit die Optimierung der Versorgung entscheidend zur Verhinderung einer Schmerzchronifizierung bei den Patient:innen beitragen kann. Bestehende positive Erfahrungen aus dem (teil‑)stationären Setting können aber bisher oft nicht auf den für Schmerzpatient:innen in der Regel besonders relevanten ambulanten Bereich übertragen werden. Herausforderungen sind hier unter anderem mangelnde zeitliche Ressourcen sowie fehlende finanzielle Anreize. Wir möchten uns daher langfristig – in Zusammenarbeit mit weiteren Gremien der Deutschen Schmerzgesellschaft e. V. – für eine Stärkung der Interprofessionalität in Versorgung einsetzen. Hierzu zählen dementsprechende Änderungen im einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM) und im Heilmittelkatalog. Wir möchten den Diskurs zur Beschreibung der Kernkompetenzen und Verantwortlichkeiten der Disziplinen sowie die Zusammenarbeit auf Augenhöhe und die konsensuelle Zusammenarbeit fördern.

Entwicklung und Einbringen eigener Ideen in der Forschung

Die Deutsche Schmerzgesellschaft e. V. hat schon vor unserer Gründung beispielsweise bei der Erstellung der Forschungsagenda während der Wissenschaftstage durch Einbeziehen der Teilnehmer:innen der Juniorakademien gezeigt, wie wichtig die Beteiligung der jungen Generation an der langfristigen Entwicklung und Planung ist.

Wir unterstützen interdisziplinäre Forschung in allen Bereichen und möchten uns aktiv in der Weiterentwicklung der deutschen Forschungslandschaft einbringen. Einen Teil der Vielfalt unserer Forschungsinteressen spiegelt diese Sonderausgabe wider, aber auch z. B. unsere Symposien und Formate auf den Deutschen Schmerzkongressen der letzten Jahre, unser Journal Club oder auch die Mitarbeit in der Forschungskommission der Deutschen Schmerzgesellschaft e. V. Wie oben beschrieben legen wir in allem und so auch in Bezug auf Forschung großen Wert auf interdisziplinäres und interprofessionelles Zusammenwirken.

Es ist uns wichtig, in allen Bereichen der Schmerzforschung inhaltlich und konzeptuell beizutragen und insbesondere die Schnittstellen zu stärken. Dabei haben wir sowohl die Vernetzung von Klinik und Forschung im Sinne translationaler Forschung und die Entwicklung und Implementierung evidenzbasierter, neuer Versorgungskonzepte im Blick als auch allgemein die Zusammenarbeit und den Austausch zwischen Wissenschaftler:innen und Kliniker:innen. Dieses Grundprinzip ist die Basis unserer Zusammenarbeit und, wie wir hoffen, damit auch die Basis der kommenden Generationen in Forschung und Klinik.

Mitgestaltung der Arbeit in der Deutschen Schmerzgesellschaft e. V.

Der AK Junge Schmerzgesellschaft versteht sich als einen aktiven Teil der Deutschen Schmerzgesellschaft e. V. Neben den unterschiedlichen Projektgruppen mit spezifischen Zielsetzungen, wie der Summer School oder der Mitgestaltung des Schmerzkongresses, möchten wir durch die aktive Mitarbeit in (Ad-hoc‑)Kommissionen sowohl die Sichtbarkeit der jungen Generation innerhalb der Deutschen Schmerzgesellschaft e. V. erweitern als auch durch die Möglichkeit der Mitsprache und aktiven Mitgestaltung in Projekten, Aktivitäten und allgemeiner Organisation der Deutschen Schmerzgesellschaft e. V. andere junge Menschen von Anfang an zur Mitarbeit und Mitgestaltung motivieren und die vielfältigen Möglichkeiten, die die Deutsche Schmerzgesellschaft e. V. bietet, aufzeigen.

Wir verstehen uns als eine Art „Sprachrohr“ und wünschen uns einen konstruktiven Diskurs mit den etablierten Mitgliedern der Deutschen Schmerzgesellschaft e. V. Durch die Aufnahme in die (Ad-hoc‑)Kommissionen wurde uns bereits ermöglicht, eigene Ideen einzubringen und Stellung zu einzelnen Fragestellungen, Themenschwerpunkten und Diskussionspunkten zu beziehen. Nicht zuletzt durch die aktive Mitgestaltung des Deutschen Schmerzkongresses und eigener Veranstaltungen, auch in Zusammenarbeit und Kooperation mit der Jungen Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e. V. (DMKG), ist es uns in der Vergangenheit gelungen, mehr junge Menschen für die Deutsche Schmerzgesellschaft e. V. und ihr vielfältiges Angebot zu begeistern.

Perspektivisch wollen wir die Repräsentation und paritätische Mitarbeit in den unterschiedlichen Arbeitskreisen, Gremien und im Ständigen Beirat weiter stärken und eine feste Stimme in der weiteren Planung und Gestaltung der Forschungslandschaft Deutschland (wie z. B. Mitgestaltung der Forschungsagenda und der Wissenschaftstage) erhalten. Dadurch soll die Deutsche Schmerzgesellschaft e. V. auch für Kliniker:innen und Forscher:innen zu Beginn ihrer Karriere interessanter werden.